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Als der 1817 in Sponheim geborene Jakob Rheingantz 1840 nach Brasilien auswanderte und 1848 die Kolonie São Lourenço gründete, konnte er nicht ahnen, dass sich daraus eine der größten Städte im Süden von Brasilien entwickeln würde. Anfang der neunziger Jahre besuchte der Brasilianer Dr. Edilberto Luiz Hammes Sponheim mit dem Ziel, seine Wurzeln zu erforschen. Er bekam Kontakt mit dem damaligen Ortsbürgermeister Jürgen Jung sowie mit Herrn Erich Schauss. In Jahr 1992 nahm Herr Erich Schauss die Verbindung zur Präfektur São Lourenço auf und 2 Jahre später wurde der Verein „Freundeskreis São Lourenço“ mit 39 Mitgliedern in Sponheim gegründet. Mehrere Besuche z.B. 1993, 1995 in São Lourenço festigten die Wurzeln der Freundschaft. Der Verein „Freundeskreis São Lourenço“ hatte das Ziel, soziale Projekte in São Lourenço zu fördern und zu unterstützen. (Kinderheim, Altersheim, Krankenhaus…) 2008 wurde während eines Besuches in São Lourenço die Partnerschaft offiziell mit den Bürgermeistern aus Sponheim Michael Berghof und dem Bürgermeister von São Lourenço Josè Sidney Nunes de Almeida besiegelt. Seither fanden über 10 Besuche in São Lourenço statt.
1996 kam eine 28-köpfige Gruppe von São Lourenço zu einem Gegenbesuch nach Sponheim. Auch hier konnte eine mögliche Partnerschaft besprochen und geplant werden. 2008 zum 150.-jährigen Bestehen von São Lourenço reiste der Musikverein Sponheim mit einer spielfähigen Musikgruppe nach São Lourenço und hatte dort in 14 Tagen 17 Auftritte in unterschiedlichen Dörfern. Als Gastgeschenk brachte die Delegation Sponheim 150 Weinreben mit, die in São Lourenço gepflanzt wurden. Im Rathaus von São Lourenço wurde die Partnerschaftsurkunde unterschrieben und hat seither mit der Fahne einen Ehrenplatz im Rathaus Sponheim. Erwähnenswert ist, dass der Freundeskreis São Lourenço mit seinen ca. 40 Mitgliedern bis zum Jahr 2023 über 135 000 € an Spenden für soziale Zwecke überwiesen hat. Der „Freundeskreis Sponheim“ in São Lourenço ist sehr rege und pflegt die Tradition der „Hunsrücker“. (Sprache, Kultur und Heimatpflege)
São Lourenço do Sul liegt etwa 200 km südlich von Porto Alegre im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul und ist mit etwa 45.000 Einwohnern eine Kleinstadt und ein Badeort am Westufer der Lagune Lagoa dos Patos. Die Stadt wurde von deutschen Einwanderern gegründet und wird noch heute von zahlreichen Deutschbrasilianern bewohnt.
Der deutsche Kaufmann Jacob Rheingantz (* 10. August 1817 in Sponheim) erwarb am 30. Dezember 1856 acht Quadratmeilen unerschlossenes Land von der kaiserlichen Regierung Brasiliens und baute es mit bescheidenen Mitteln zu einer Musterkolonie aus. Der Kaufpreis betrug einen halben Real pro Quadratbrassa (eine brassa entsprach 2,20 Meter, eine Quadratbrassa 4,84 Quadratmetern). Rheingantz verpflichtete sich, das Land innerhalb von fünf Jahren zu vermessen und es wenigstens mit 1440 ackerbautreibenden Kolonisten deutscher, schweizerischer und belgischer Nationalität zu besiedeln, die er 1857 anwarb.
Der erste Einwanderertrupp bestand aus 88 Personen, darunter 15 Familien und 14 Ledige. Ackerbauern waren nur fünf darunter, dagegen waren viele Handwerker vertreten (Schneider, Schmiede, Zimmermann, Maler, Techniker, Wagner, Bäcker, Buchbinder, Achatbohrer und fünf Schuster). Die Aussiedler wurden durch den Auswandererungsagenten Wilhelm Hühn aus Hamburg ausgesucht. Da eine landwirtschaftliche Kolonie geplant war, entsprach die Zusammensetzung der Siedler nicht den Erwartungen, so dass in einem Verzeichnis von 1879 nur noch sechs der ursprünglichen Kolonisten aufgeführt waren. 1859, 1860, 1861 und 1862 folgten weitere Einwanderer aus dem Rheinland und aus Schlesien, in den Jahren danach aus Pommern. 1879 lebten bereits 860 deutsche Familien mit rund 6000 Personen in São Lourenço do Sul.